Nachdem es am 6. Mai 1869 fünf Bergbegeisterten aus München gelang, den Deutschen und Österreichischen Alpenverein zu gründen, folgten bald zahlreiche Städte, die ihre Sektionen darunter bildeten. Auch im westsächsischen Raum organisierten sich Wanderer und Bergsteiger: am 17. Mai 1874 entstand die Sektion Erzgebirge-Vogtland, welcher sich auch Chemnitzer anschlossen.
Entstehung der Sektion Chemnitz des D. u. Ö. Alpenvereins
In Chemnitz beheimatete Mitglieder der Sektionen Erzgebirge-Vogtland und Dresden trafen sich ab November 1880 regelmäßig und organisierten alpine Vorträge. Der Wunsch nach einer eigenen Sektion entwickelte sich rasch. Am 15. Dezember 1881 wurde in einer Versammlung einstimmig beschlossen, eine eigene Sektion zu gründen. Mit Wirkung vom 1. Januar 1882 entstand die Sektion Chemnitz als 73ste Sektion des D. u. Ö. Alpenvereins. Ihr traten 41 Mitglieder bei.
1883 wurde Professor Theodor Kellerbauer zum Vorstandsvorsitzenden gewählt. August Israel, einer der ältesten Vereinsmitglieder Sachsens, gehörten ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern. Der vielseitig engagierte Technikprofessor war zuvor Mitglied der Sektion Dresden und eine prägende Persönlichkeit in Chemnitz. Er legte viel Wert auf eine rege Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Sein Einsatz für Feuerwehrwesen, Wissenschaft, Kultur und Vereinsleben prägte auch seine Führung der Sektion1. Aufgrund der zahlreichen Tätigkeiten lag es in seinen Grundzügen in großen Zusammenhängen zu denken und diese zu hinterfragen. Sowohl als Bergsteiger als auch Vorstand führte er die Sektion unter seiner Leitung über drei Jahrzehnte aufwärts. Deutlich wird dies an der rasch wachsenden Mitgliederzahl: noch 1882 zählte die Sektion 108 Mitglieder, 1891 waren es doppelt so viele. 1907 wurden über 600 Mitglieder, zum Ersten Weltkrieg knapp 700 und nach unvermeidlichen Verlusten ein Jahrzehnt später ca. 1400 Mitglieder vermerkt.
Zum Verein gehörten Unternehmer, Fabrikanten, Kaufleute, Beamte, Wissenschaftler, Lehrer, Juristen, Ärzte und Rentner. Arbeiter und Handwerker stießen erst nach dem 1. Weltkrieg dazu. Die Sektion Chemnitz zeichnete sich früh durch Offenheit aus, da auch Frauen als Mitglieder aufgenommen wurden und den Alpinismus fördern durften. Mitglieder waren zur Anfertigung von Tourenberichten verpflichtet. Aus den Jahresberichten geht hervor, welch erstaunliche Leistung damals erbracht wurde.
1 Professor Theodor Kellerbauer war u. a. Ehrenmitglied des Turnvereins, Hauptmann der Turnerfeuerwehr, Redakteur der Zeitschrift „Feuerspritze“, 2. Stellvertreter des Vorsitzenden des deutschen Reichsfeuerwehrverbandes, engagierte sich im freisinnigen Volksverein und als Sänger an der Singakademie Chemnitz und führte aufgrund seiner Arbeiten als Konstrukteur für Feuerwehrtechnik, das Fach Feuerlöschwesen an technischen Lehreinrichtungen ein.